Wissenschaft ist ein hochkomplexes Phänomen. Wie jedes hochkomplexe Phänomen kann die Wissenschaft nicht auf eine einzige Komponente reduziert und lediglich aus dieser einzelnen Perspektive betrachtet werden.
Vielmehr bedarf es einer ständigen Berücksichtigung einer Vielzahl verschiedener Faktoren, Aspekte und Elemente. Diese wirken u. a. bei der Entstehung, Manifestation, Vermittlung, Rezipierung und Bewertung der Wissenschaft zusammen und prägen somit das gesamte Wesen der Wissenschaft.
Unter den zahlreichen Definitionen des Begriffs Wissenschaft sei die von Ehlich (2006, S. 17) hervorzuheben:
Die Wissenschaft stellt eine Verkörperung des „Wissen[s]“ dar, das in einer Gesellschaft kreiert worden ist.
Die äußerst ausgeprägte Komplexität der Wissenschaft, der einzelnen, konstituierenden Teildisziplinen und der wissenschaftlichen Erkenntnisse lässt eine genaue und allgemeingültige Definition des Begriffs Wissenschaft nicht zu. Es lassen sich aber bestimmte Anforderungen feststellen, die an die Wissenschaft gestellt werden.
Zu den Grundanforderungen der Wissenschaft zählen „Klarheit, Widerspruchsfreiheit und Folgerichtigkeit“, die nach Weinrich (1995, S. 8) nicht nur als allgemein anerkannte Anforderungen an die Wissenschaft und die Wissenschaftssprache gelten, sondern „auch als ästhetische Werte eines wissenschaftlichen Stils“ betrachtet werden können. Diese Anforderungen weisen eine lange Tradition auf.
Die Forderungen der Wissenschaft nach „Klarheit“ bzw. „Durchschaubarkeit“, „Schmucklosigkeit“ bzw. „Objektivität“ sowie „Nachprüfbarkeit“ bzw. „Nachvollziehbarkeit“ haben ihren Ursprung noch im 17. Jahrhundert und sind ein Ergebnis der Wissenschaftstätigkeiten der Neuzeit und der „Durchsetzungskämpfe der empirischen Wissenschaften gegen mittelalterliche Scholastik und Rhetorik“ (Jakobs, 1999, S. 194-196).
Bis heute gelten diese Anforderungen als imperative Richtlinien für die Wissenschaft und stellen zugleich die grundlegenden Kriterien für wissenschaftliche Publikationen dar.
Allerdings lassen sich in manchen wissenschaftlichen Veröffentlichungen auch Abweichungen von diesen Richtlinien feststellen, wie etwa bei der Verwendung von Metaphern und anderen rhetorischen Stilmitteln. Dennoch bilden diese Anforderungen die maßgebenden Standards, die Wissenschaft und Wissenschaftstexte ausmachen.
Quellen:
Ehlich, Konrad (2006): Mehrsprachigkeit in der Wissenschaftskommunikation – Illusion oder Notwendigkeit? In: Ehlich, Konrad; Heller, Dorothee (Hrsg.) (2006): Die Wissenschaft und ihre Sprachen. Bern [u.a.]: Lang, S. 17-38.
Jakobs, Eva-Maria (1999): Textvernetzung in den Wissenschaften. Zitat und Verweis als Ergebnis rezeptiven, reproduktiven und produktiven Handelns. (Reihe Germanistische Linguistik 210). Tübingen: Niemeyer.
Weinrich, Harald (1995): Sprache und Wissenschaft. In: Kretzenbacher, Heinz L.; Weinrich, Harald (Hrsg.) (1995): Linguistik der Wissenschaftssprache. Berlin/New York: de Gruyter, S. 3-13.
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