Vermittlung der Wissenschaftssprache im universitären Kontext: Schreibberatung

In meinem vorherigen Blogpost zu den Fördermöglichkeiten zur Vermittlung und Aneignung der Wissenschaftssprache im universitären Kontext habe ich die Online-Lernplattformen bzw. Online-Angeboten dargestellt.

In diesem Beitrag widme ich mich der Schreibberatung.

Die Schreibberatung kann face-to-face erfolgen, d. h. der Schreibberater bzw. die Schreibberaterin und der bzw. die Ratsuchende befinden sich in einem Raum. Alternativ können auch elektronische Medien eingesetzt werden, z. B. Schreibberatung per E-Mail, als Chat oder als Videogespräch mithilfe verschiedener Software und Online-Anwendungen.

Im Folgenden werden die einzelnen Stärken und Schwächen dieser Fördermöglichkeit geschildert. [1]

Die Auflistung der Stärken und Schwächen basiert auf einer Kombination verschiedener Informationsquellen, und zwar Fachliteratur zur Wissenschaftssprache, Ratgeberliteratur zum wissenschaftlichen Schreiben sowie Erkenntnisse aus einer Reihe von Interviews zum Thema Wissenschaftssprache Deutsch bei internationalen Studierenden. [2]

Zu den Stärken dieser Fördermöglichkeit zählen u. a.:

  • Der persönliche Kontakt mit der Schreibberaterin oder dem Schreibberater und somit eine direkte Betreuung und Unterstützung.
  • Direktes Feedback von der Schreibberaterin oder dem Schreibberater sowie differenziertes Feedback für jeden Studierenden bzw. Ratsuchenden im Einzelnen.
  • Die Möglichkeit, sich die Inhalte auszusuchen, die vertieft werden sollen und gezielt an diesen zu arbeiten, wie etwa an der Gliederung oder dem Formulieren der wissenschaftlichen Arbeit.
  • Feststellung der eigentlichen Schreibprobleme der Ratsuchender – im Gegensatz zu der subjektiven Wahrnehmung der Studierenden, die häufig ihre Problemfelder falsch einschätzen.

Neben den aufgelisteten Stärken lassen sich auch Kontra-Argumente feststellen, z. B.:

  • Keine festen bzw. verbindlichen Termine – Dies impliziert die Gefahr der Inkonsequenz der Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen Arbeiten.
  • Begrenzte Möglichkeit zur Auswahl des Zeitpunktes für die Schreibberatungssitzung. Damit sind die Öffnungszeiten des Schreibberatungszentrums oder die Termine, die von der Schreibberaterin oder dem Schreibberater genannt werden, gemeint.
  • Zeitaufwand für den Weg ins Schreibberatungszentrum.
  • Fehlende Motivation und fehlender Wunsch, zusätzliche Zeit an der Universität zu verbringen.

[1] Die Ausführungen zu den Pro- und Kontra-Argumenten bezüglich Online-Lernplattformen bzw. Online-Angeboten lehnen sich eng an Hartmann 2014: 287-288 an.

[2] Im Rahmen einer bedarfsanalytischen Untersuchung (vgl. Hartmann 2014) habe ich Interviews mit Studierenden und Lehrenden am Fachgebiet DaF der Technischen Universität Berlin durchgeführt. Bei der Analyse der Interviews war festzustellen, dass die internationalen Studierenden Schwierigkeiten bei der Verwendung der Wissenschaftssprache haben. Außerdem hat die Analyse ergeben, dass sich die Problemfelder der untersuchten Zielgruppe auf verschiedene Bereiche der Wissenschaftssprache bzw. des wissenschaftlichen Arbeitens beziehen. Zusammenfassend lassen sich die festgestellten Schwierigkeiten in vier Gruppen einteilen, nämlich der wissenschaftliche Stil, die formalen Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten, die inhaltlichen Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten sowie die Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens.


Quellen:

Hartmann, Daniela (2014): Die Förderung der Aneignung der akademischen Wissenschaftssprache DaF bei  internationalen Studierenden mittels einer Online-Lernplattform. Eine Bedarfsanalyse. Berlin: epubli GmbH.

Hartmann, Daniela (2015): Fördermöglichkeiten zur Vermittlung und Aneignung der Wissenschaftssprache im universitären Kontext. In: Dohrn, Antje; Kraft, Andreas (Hrsg.) (2015): Fachsprache Deutsch – international und interdisziplinär. Hamburg: Verlag Dr. Kovač,  S. 31-45.


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