Welche wissenschaftssprachliche Anforderungen werden an schriftliche Arbeiten im Studium gestellt?
Im Rahmen des Studiums stehen die Studierenden häufig vor der Aufgabe, einen wissenschaftlichen Text bzw. eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben. Damit eine Arbeit als wissenschaftlich betrachtet werden kann, soll sie bestimmten Kriterien bzw. Anforderungen genügen.
Die im Rahmen des Studiums anzufertigenden wissenschaftlichen Arbeiten sollen in erster Linie ‚wissenschaftlich‘ sein. Die „Wissenschaftlichkeit“ der wissenschaftlichen Arbeiten bezieht sich primär auf solche Aspekte, wie die angemessene und logische Bearbeitung und Darstellung eines Forschungsgegenstandes, die klare und deutliche Darlegung der eingesetzten Methoden und Quellen sowie das Bekanntmachen der Forschungserkenntnisse und -ergebnisse (Niederhauser 2011, S. 7).
Darüber hinaus spielen auch der logisch-inhaltliche und der formale Aufbau der Arbeit eine entscheidende Rolle. Hinzu kommen noch Anforderungen, die auf der Ebene der Ausdrucksweise ansetzen. All diese Aspekte tragen dazu bei, dass die angefertigte Arbeit als ‚wissenschaftlich‘ gelten kann.
Für Studierende hat das Einhalten der wissenschaftssprachlichen Anforderungen unmittelbare Folgen für ihren Notenspiegel und demgemäß für ihren Studienerfolg. Denn eine weniger gelungene „sprachliche[…] Gestaltung“ des Textes kann die inhaltliche Beurteilung beeinflussen und bei dem Leser sogar eine Minderung der Bereitwilligkeit für das (weitere) Rezipieren des Textes auslösen (Jakobs 1997, S. 26).
Im Fall von studentischen wissenschaftlichen Arbeiten kann durch den Leser nicht nur eine inhaltliche, sondern eine generelle Beurteilung der Qualität und Angemessenheit der Arbeit erfolgen.
Denn die Aufgabe der Leser bzw. der Hauptrezipienten der studentischen wissenschaftlichen Arbeiten wird in der Regel von den betreuenden und prüfenden Dozentinnen und Dozenten übernommen. Demzufolge sollen den Studierenden nicht nur die allgemein geltenden Kriterien wissenschaftlicher Texte, sondern auch die konkreten Anforderungen der Prüferinnen und Prüfer bekannt sein. Denn diese werden letztendlich die Arbeiten lesen und bewerten.
Die Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten können sowohl für muttersprachliche als auch für internationale Studierende ein Problem darstellen. Im Fall von internationalen Studierenden können sich diese Probleme noch akuter manifestieren. So schreibt Zimmermann (2010, S. 2), dass dies sowohl auf die Studierenden zutrifft, die in ihrem „Heimatland“ nicht studiert und sich mit dem Schreiben im universitären Kontext noch nicht auseinander gesetzt haben, als auch auf die, die während des Studiums in ihrem „Heimatland“ wissenschaftliche Arbeiten geschrieben haben, aber sich zunächst mit den Wissenschaftstraditionen an deutschen Universitäten vertraut machen müssen.
Der sichere Umgang mit den Konventionen der Wissenschaftssprache und des wissenschaftlichen Stils nimmt im Studium einen deutlich hohen Stellenwert ein. Die wissenschaftssprachliche Kompetenz der Studierenden sowie die Fähigkeit, die Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten zu identifizieren und einzuhalten, stehen in einem direkten Zusammenhang mit der Bewertung der Seminar- und Abschlussarbeiten und schließlich mit dem Studienerfolg.
Empfehlenswert ist es, sich schon vor dem Beginn des Schreibens mit den konkreten Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten im jeweiligen Fachgebiet, bei der jeweiligen Dozentin oder dem jeweiligen Dozenten vertraut zu machen und reflektierend auseinanderzusetzen.
. Quellen:
Jakobs, Eva-Maria (1997): Textproduktion als domänen- und kulturspezifisches Handeln. Diskutiert am Beispiel wissenschaftlichen Schreibens. In: Adamzik, Kirsten; Antos, Gerd; Jakobs, Eva-Maria (Hrsg.) (1997): Domänen- und kulturspezifisches Schreiben. Frankfurt a.M.: Lang, S. 9-30.
Niederhauser, Jürg (2011): Duden Praxis kompakt. Die schriftliche Arbeit. Mannheim: Bibliographisches Institut.
Zimmermann, Sonja (2010): Schreiben im Test – Schreiben im Studium: Wie können Anforderungen an das akademische Schreiben in Tests abgebildet werden? Das Beispiel TestDaF. In: Brandl, Heike; et al. (Hrsg.) (2010): Ansätze zur Förderung akademischer Schreibkompetenz an der Hochschule. Fachtagung 2.-3. März 2009 an der Universität Bielefeld. Göttingen: Universitätsdrucke Göttingen, Bd. (Materialien Deutsch als Fremdsprache Band 83), S. 1-10.
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