Zitieren und Verweisen in wissenschaftlichen Arbeiten

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Der Berücksichtigung der bereits vorhandenen Forschung kommt beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit eine zentrale Bedeutung zu. Denn nur durch die Einbettung in den wissenschaftlichen Diskurs kann eine Arbeit als ‚wissenschaftlich‘ gelten.

Dabei spielt der Umgang mit den Quellen und mit den fremden Gedanken eine wichtige Rolle, genauer gesagt: das Zitieren und Verweisen auf Texte.

Beim Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten greifen die Verfasserinnen und Verfasser bzw. die Studierenden immer wieder auf bereits bestehende Publikationen anderer Autoren zurück.

Dabei kann es sich um die Übernahme einzelner Wörter, Satzteile, Sätze oder ganzer Textabschnitte in die eigene Arbeit handeln. Weiterlesen: → wörtliche Zitate

Außerdem können die Gedanken anderer Autoren wörtlich oder modifiziert übernommen werden. Weiterlesen: → sinngemäße Zitate

All den oben erwähnten Fällen liegt die Tatsache zugrunde, dass der Gedanke von einem anderen Autor stammt. Die Übernahme fremder Gedanken soll in der eigenen Arbeit deutlich gemacht werden, indem man die Zitate und Verweise richtig gekennzeichnet, damit diese sich von den eigenen Gedanken des Verfassers klar unterscheiden.

Die grundlegende formale Anforderung an eine wissenschaftliche Arbeit ist, dass sie eine „eigenständige Leistung“ sein muss (Andermann, Drees und Grätz 2006, S. 77). Dies impliziert in erster Linie, dass alle fremden, in die eigene Arbeit übernommenen Textstellen kenntlich zu machen sind (vgl. u. a. Andermann, Drees und Grätz 2006, S. 77). Um die übernommenen Gedanken kenntlich zu machen, werden die Verfahren des ‚Zitierens‘ und des ‚Verweisen‘ eingesetzt.

Wie Jakobs (1999, S. 41) ausführt, werden durch „Zitieren“ und „Verweisen“ Handlungen bezeichnet, bei denen der Verfasser einer wissenschaftlicher Arbeit Bezug zu Texten anderer Autoren nimmt und infolge derer die spezifischen Textkomponenten „Zitat und Verweis (auf Texte)“ entstehen [Hervorhebungen im Original wurden weggelassen].

Dabei werden bei der Handlung des Zitierens einzelne Wörter oder ganze Sätze aus ihrem Kontext gerissen und in das Textumfeld der eigenen Arbeit eingeführt, indem sie nicht einfach an den Text geheftet sondern in den textuellen Zusammenhang eingebettet werden (Jakobs 1999, S. 94).

Anders verhält es sich bei den Verweisen. Im Gegensatz zu Zitaten tragen „Verweise (auf Texte)“ keine explizite inhaltsbezogene Mitteilungen in sich, sondern dienen in erster Linie als Anleitung und Hilfe zum Finden zusätzlicher Informationen in anderen Publikationen und werden mit den kennzeichnenden Wörtern „vergleiche und siehe“ eingeführt [Hervorhebungen im Original] (Jakobs 1999, S. 100).

Bei der Behandlung von Zitaten und Verweisen stellt sich die Frage, welche Gründe die Autorinnen und Autoren wissenschaftlicher Arbeiten haben, um auf die Verfahren des Zitierens und des Verweisens zurückzugreifen.

Jakobs (1999, S. 197-214) beschreibt, warum Verfasserinnen und Verfasser wissenschaftlicher Arbeiten auf „bereits vorhandene (oder im Entstehen begriffene)“ Fachliteratur anderer Verfasser zurückgreifen und nennt dabei „Motive“ sowohl für die Zeit vor als auch während des „Textherstellungsprozesses“, wobei eine klare Abgrenzung der Vorphase und der eigentlichen Textproduktionsphase kaum möglich ist [Hervorhebungen durch die Verf.].

In der Vorphase der „Textproduktion“ wird auf Fachliteratur aus Gründen zurückgegriffen, die in erster Linie dem Vertrautmachen mit dem Thema und dem Wissensgebiet dienen:

  • sich Kenntnisse zum Forschungsgegenstand der Arbeit und zu den Methoden anzueignen,
  • eigene Auffassungen und Überlegungen sowie die in der Literatur vertretenen Standpunkten zum Vergleich heranzuziehen,
  • die eigenen Auffassungen gemäß der Kontinuität der Wissenschaft zu positionieren, indem man den kontinuierlich zusammenhängenden Charakter der Wissenschaft und dementsprechend die vorherige Forschung berücksichtigt sowie
  • die Neuheit der eigenen Fragestellung und des Forschungsvorhabens sicherzustellen (Jakobs 1999, S. 198-207).

Buch Graphik Quellen:

Andermann, Ulrich; Drees, Martin; Grätz, Frank (2006): Duden. Wie verfasst man wissenschaftliche Arbeiten? Ein Leitfaden für das Studium und die Promotion. 3., völlig neu erarb. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut.

Jakobs, Eva-Maria (1999): Textvernetzung in den Wissenschaften. Zitat und Verweis als Ergebnis rezeptiven, reproduktiven und produktiven Handelns. (Reihe Germanistische Linguistik 210). Tübingen: Niemeyer.


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