Die Methode des Constructive Alignment in einem DaF-Sprachkurs

Die Methode des Constructive Alignment in einem DaF-Sprachkurs

Constructive Alignment

  • Was ist eigentlich Constructive Alignment

Auf den ersten Blick deutet dieser Begriff darauf hin, dass etwas konstruktiv ausgerichtet wird, also in eine bestimmte Richtung gebracht wird. In der Tat geht es bei dieser Methode um eine einheitliche Ausrichtung der grundlegenden Elemente bei der Planung einer Lehrveranstaltung. Diese Elemente sind: die Lehr- und Lernziele, die Lernaktivitäten und die Leistungsbewertung.

  • Wie genau werden diese Elemente aufeinander abgestimmt?

Grundsätzlich geht es darum, dass die Lehrenden bei der Planung ihrer Lehrveranstaltungen darauf achten sollten, dass die Konzeption der Lehrveranstaltung sinnvoll, logisch strukturiert ist und sich an konkret definierten Lehr- und Lernzielen orientiert. Konkret wird damit gemeint, dass das, was im Rahmen der Lehrveranstaltung als Lerninhalt angeboten wird, auch tatsächlich den Lehr- und Lernzielen entspricht und dementsprechend auch am Ende der Lehrveranstaltung geprüft wird.

  • Wie geht man als Lehrende/r beim Constructive Alignment vor?

Optimal ist es, bereits vor dem Beginn der Lehrveranstaltung konkrete Lehr- und Lernziele zu formulieren. Ausgehend von den Zielen wird die Leistungsbewertung festgelegt. Dabei muss die/der Lehrende/r darauf achten, dass die Leistungsbewertung den Zielen entspricht und tatsächlich das prüft, was in den Zielen vorgegeben wurde. Nachdem die Ziele und die Leistungsbewertung festgelegt wurden, können auch die Lerninhalte bzw. Lernaktivitäten für die jeweilige Lehrveranstaltung ausgewählt und geplant werden.

  • Was ist an der Methode des Constructive Alignment interessant?

Interessant bei dieser Methode ist, dass in vielen Fällen die Lehrende ihre Lehrveranstaltungen von den Lerninhalten aus planen. Dabei fragen sich die Lehrenden häufig, was sie in der Lehrveranstaltung an Lehrinhalten anbieten wollen, also was muss gelehrt sein. Und die Festlegung der Prüfungsformen wird demnach erst am Ende der Planung miteinbezogen und mit den Zielen und den eigentlich unterrichteten Lehrinhalten gar nicht abgestimmt. Im schlimmsten Fall können sich die Studierenden demotiviert fühlen und das (Lern-)Interesse für diese Lehrveranstaltung verlieren, weil ihnen der logische Zusammenhalt der Lehrveranstaltung fehlt und sie einfach nicht verstehen, warum sie „das Ganze“ gelernt haben, wenn das gar nicht geprüft wird.

Insgesamt lassen sich Lehrveranstaltungen anhand der Methode des Constructive Alignment strukturierter, übersichtlicher und transparenter konzipieren.

Im Folgenden stelle ich eine Möglichkeit zur Umsetzung des Constructive Alignment in der Praxis dar.


Entwurf eines DaF-Sprachkurses nach der Methode des Constructive Alignment

Lehrveranstaltung „Deutsch C1 – Wissenschaftliches Arbeiten“ – Studienbegleitender DaF-Sprachkurs (Deutsch als Fremdsprache)
Zielgruppe Studierende eines DaF-Sprachkurses (immatrikulierte Studierende an der jeweiligen Universität)
Sprachniveau C1 (Fortgeschrittene)
Dauer und Kontext der Veranstaltung Sprachkurs DaF (Deutsch als Fremdsprache), 1 Semester, 15 Seminarsitzungen, wöchentlich, 2 SWS
Teilnehmerzahl 14-18 Studierende
Voraussetzungen für die Teilnahme B2-Sprachnachweis oder Online-Einstufungstest mit 81 bis 100 Punkten
Lernziele
Taxonomiestufe nach Bloom Lernziele
Wissen
  • Die Studierenden zählen die Bestandteile einer wissenschaftlichen Arbeit auf.
  • Die Studierenden stellen die Zitatarten  und Zitierregeln dar.
  • Die Studierenden benennen die formalen und inhaltlichen Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten.
Verständnis
  • Die Studierenden erläutern die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis.
  • Die Studierenden beschreiben die Funktionen der Einleitung, des Hauptteils und des Schlussteils einer wissenschaftlichen Arbeit.
  • Die Studierenden erklären die Merkmale einer guten wissenschaftlichen Präsentation und der darauf folgenden Diskussion.
Anwendung
  • Die Studierenden wenden die Lern- und Arbeitstechniken Clustering und Mindmapping an, um das Thema, die Fragestellung und die Zielsetzung einer wissenschaftlichen Arbeit zu formulieren.
  • Die Studierenden wenden die Kreativitätstechnik Brainstorming und Brainwriting an, um neue Ideen für ihre schriftliche wissenschaftliche Arbeit oder wissenschaftliche Präsentation zu entwickeln.
Analyse
  • Die Studierenden identifizieren fehlerhafte bzw. optimierungsbedürftige Teile in einer schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit.
  • Die Studierenden erkennen fehlerhafte bzw. optimierungsbedürftige Elemente einer wissenschaftlichen Präsentation.
Synthese
  • Die Studierenden planen und verfassen eine Präsentation.
  • Die Studierenden planen und verfassen eine schriftliche Hausarbeit.
Beurteilung
  • Die Studierenden differenzieren und beurteilen die kulturbedingten Unterschiede beim wissenschaftlichen Arbeiten und Präsentieren.
Leistungsbewertung
  1. Präsentation (20 Minuten + Diskussion) – 50%
    • Ideen sammeln; Thema, Fragestellung und Zielsetzung formulieren
    • Arbeitsschritte bei der Vorbereitung einer Präsentation planen und durchführen
    • Merkmale einer guten Präsentation und Moderation beachten
    • Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis beachten
  2. Hausarbeit (5-10 Seiten) – 50%
    • Ideen sammeln; Thema, Fragestellung und Zielsetzung formulieren
    • Arbeitsschritte bei der Anfertigung der Hausarbeit planen und durchführen
    • Formalen und inhaltliche Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten beachten
    • Gliederung, Aufbau und Zitierregeln beachten
    • Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis sowie Empfehlungen zum wissenschaftliche Arbeiten im deutschsprachigen Raum beachten
Lernaktivitäten
  • Gruppenarbeit: die Grundsätze guter wissenschaftlichen Praxis werden in Gruppen besprochen und anschließend erklärt 1-2 Vertreter/innen aus jeder Gruppe ihre Merkmale dem Rest der Teilnehmer/innen.
  • Einzel- oder Partnerarbeit: Fehlerhafte bzw. optimierungsbedürftige Einleitung korrigieren und anschließend die Lösungen im Plenum besprechen.
  • Gruppenarbeit: einzelne Merkmale einer guten Präsentation werden in Gruppen besprochen und die Ergebnisse werden anschließend im Plenum vorgestellt.
  • Einzelarbeit: Die Lern- und Arbeitstechniken Clustering und Mindmapping anwenden und somit das Thema, die Fragestellung und die Zielsetzung einer wissenschaftlichen Arbeit formulieren.
  • Plenum: Brainstorming zu kulturbedingten Unterschiede beim wissenschaftlichen Arbeiten und Präsentieren.
  • Think – Pair – Share: schriftliche Übungen zu dem Zitieren und den Zitatarten einzeln lösen, anschließend die Lösung mit dem Sitznachbarn besprechen, zum Schluss die Zitatarten im Plenum besprechen und ggf. offene Fragen klären.
  • Online: Aufgaben im Moodle-Kursraum etc.

Weiterlesen: → Online-Lernplattformen als Instrument zum selbstständigen Lernen

Weiterlesen: → Kreative Gruppeneinteilung im DaF-Unterricht