Im Folgenden werde ich die Versprachlichung der Wissenschaft, d. h. die Umsetzung des Wissens in eine sprachliche Form, thematisieren.
Um das abstrakte Wissen anderen zugänglich zu machen, muss es versprachlicht werden. Nur so kann die Rede von wissenschaftlichen Erkenntnissen sein. Die Versprachlichung des Wissens geschieht mittels der Sprache.
Die Wissenschaftler betreiben also Wissenschaft mittels Sprache. Betrachtet man die Wissenschaftler als eine „gesellschaftliche[…] Gruppe[…]“, – wobei sie sowohl zu „der Großgruppe der Wissenschaftler“ als auch zu den kleineren Gruppen jeweiliger Fachdisziplinen zählen können (Kretzenbacher 1992, S. 3) – so kann diese soziale Gruppe verständlicherweise eine gruppenspezifische Sprache entwickeln oder entwickeln wollen.
Aber wie auch bei anderen „gesellschaftlichen Gruppen“ besteht hier das Risiko „eines sachlich nicht begründeten exklusiven Sprachverhaltens“, das im Gruppeninneren „sozial integrativ wirkt“ und zugleich eine ausschließende Wirkung außerhalb der Gruppe haben kann (Kretzenbacher 1992, S. 3).
In dieser Hinsicht ist die Existenz einer spezifischen Sprache der Wissenschaften insofern berechtigt, als diese als eine spezifische Sprache einer sozialen Gruppe betrachtet werden kann.
Problematisch und kritisch wird die Wissenschaftssprache meistens dann, wenn sie mit den disziplin- oder wissenschaftsexternen Lebensbereichen konfrontiert wird (Kretzenbacher 1992, S. 3) und zur Beeinträchtigung oder zum Scheitern des Kommunizierens führt (Bungarten 1981, S. 9). Verständnisschwierigkeiten können bei der Kommunikation mit den Nicht-Wissenschaftlern oder auch mit den Wissenschaftlern aus anderen Disziplinen oder Teildisziplinen auftreten.
In eine Kommunikationssituation sind in der Regel zwei oder mehrere Individuen oder Gruppen involviert, die Botschaften äußern bzw. an die Beteiligten senden. Die Kommunikation kann dadurch erschwert werden, dass die von der einen Seite geäußerte Botschaft von der anderen Seite nicht verstanden wird. Dabei geht es nicht nur um das Empfangen der Botschaft, sondern vielmehr um ihre Verinnerlichung und das Verstehen, wobei allein das Phänomen des Verstehens äußerst komplex und nur bedingt feststellbar ist.
Wenn also die gesendete Botschaft von der Empfängerseite nicht verstanden wird, dann ist von Verständnisproblemen in der Kommunikation die Rede. Diese Verständnisschwierigkeiten können verschiedene Ursachen haben. Sie können zum Beispiel inhaltlicher Art sein, wenn die am Kommunikationsprozess beteiligten Seiten über einen unterschiedlichen Grad an Kenntnissen verfügen.
Dabei handelt es sich nicht primär um das Allgemeinwissen, sondern eher um spezifische Kenntnisse auf dem jeweiligen Fachgebiet, auf dem die Kommunikation stattfindet. Außerdem können Verständnisschwierigkeiten sprachlicher Art auftreten. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die in die Kommunikationssituation involvierten Seiten differierende Sprachregister verwenden.
Beispielsweise kann der Sprachstil, den ein Experte in einem bestimmten Fachbereich verwendet, von einem Laien oder auch von einem Wissenschaftler eines anderen Fachgebiets nicht oder falsch verstanden werden. Des Weiteren können die Verständnisschwierigkeiten textsortenspezifischer Art sein.
In diesem Fall fehlt einem der Beteiligten an der Kommunikation die Kompetenz, die textsortenspezifischen Merkmale und die Struktur des jeweiligen Textes zu erkennen. Schließlich können die genannten Arten von Verständnisschwierigkeiten in verschiedenen Konstellationen auftreten, wie etwa in der Kommunikationssituation, an der ein Fachexperte und ein Laie beteiligt sind. Dabei können die Verständnisschwierigkeiten sowohl inhaltlicher als auch sprachlicher und textsortenspezifischer Art sein.
Quellen:
Bungarten, Theo (1981): Zur Einleitung. Wissenschaftssprache. Beiträge zur Methodologie, theoretischen Fundierung und Deskription. München: Wilhelm Fink Verl., S. 9-13.
Kretzenbacher, Heinz Leonhard (1992): Wissenschaftssprache. Heidelberg: Groos, Bde. Studienbibliographien Sprachwissenschaft, Bd. 5.
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