Wissenschaftliches Arbeiten fördern: Einführungsveranstaltungen an Universitäten

In meinen vorherigen Blogposts zu den Fördermöglichkeiten zur Vermittlung und Aneignung der Wissenschaftssprache im universitären Kontext habe ich die Online-Lernplattformen bzw. Online-Angeboten sowie die Schreibberatung dargestellt.

In diesem Beitrag widme ich mich den Einführungsveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten bzw. zur Wissenschaftssprache.

Einführungsveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten werden in der Regel zu Beginn des Semesters angeboten. Diese können freiwillig besucht werden oder als Pflichtveranstaltungen stattfinden.

Einerseits besteht bei einer freiwilligen Teilnahme die Gefahr, dass die Teilnehmerzahl gering sein wird, da die Studierenden keine ausreichende Motivation für die Teilnahme haben könnten. Denn häufig sind sich die Studierenden noch nicht bewusst – besonders am Anfang des Studiums – welche Bedeutung die Kompetenz zum wissenschaftlichen Schreiben für ihr Studium hat bzw. haben wird.

Andererseits besteht bei einer Pflichtveranstaltung das Risiko, dass die Studierenden daran nur halbherzig teilnehmen werden, d. h. ohne die entsprechende Motivation.

Als Pro-Argumente für die Durchführung von Einführungsveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten können folgende genannt werden:

  • Ein fester Termin (wenn es eine Pflichtveranstaltung ist). Das impliziert eine gewisse Verbindlichkeit in Bezug auf das Auseinandersetzen mit dem wissenschaftlichen Arbeiten.
  • Vorbereitung auf das bevorstehende wissenschaftliche Arbeiten im Rahmen des Studiums. Dabei gewinnen die Studierenden erste Einblicke hinter die Kulissen des wissenschaftlichen Arbeitens.
  • Minderung der Angst vor der Wissenschaftssprache bzw. dem wissenschaftlichen Schreiben, indem man sich mit der Thematik konkret auseinandersetzt. Somit kann die ‚Angst vor dem Unbekannten‘ überwunden oder zumindest minimiert werden.
  • Übersichtliche Darstellung der wichtigsten Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens, obwohl das auch ein Nachteil sein kann, denn einzelne thematische Aspekte werden meistens nur am Rande erwähnt, bedingt durch den zeitlich begrenzten Rahmen der Einführungsveranstaltung.

Als Kontra-Argumente können dabei genannt werden:

  • Noch unzureichendes Erkennen der Relevanz des wissenschaftlichen Arbeitens für das Studium, insbesondere bei Erstsemestern.
  • Keine Vertiefung einzelner Aspekte – lediglich eine übersichtliche Darstellung der Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens.
  • Keine oder nur begrenzte Möglichkeit, auf die Schreibprobleme einzelner Studierenden einzugehen.
  • Kein differenziertes Feedback – bedingt durch den zeitlich begrenzten Rahmen der Einführungsveranstaltung und die in der Regel hohe Teilnehmerzahl.
  • Der affektive und der interkulturelle Aspekt. Möglicherweise haben einige Studierende ein unangenehmes Gefühl, wenn sie über ihre Probleme und Schwierigkeiten vor anderen sprechen sollen, also vor Kommilitonen oder vor der Dozentin bzw. dem Dozenten. In einigen Kulturen kann es sich dabei um den sogenannten ‚Gesichtsverlust‘ handeln, d. h. die Minderung des eigenen Ansehens.

Quellen:

Hartmann, Daniela (2014): Die Förderung der Aneignung der akademischen Wissenschaftssprache DaF bei  internationalen Studierenden mittels einer Online-Lernplattform. Eine Bedarfsanalyse. Berlin: epubli GmbH.

Hartmann, Daniela (2015): Fördermöglichkeiten zur Vermittlung und Aneignung der Wissenschaftssprache im universitären Kontext. In: Dohrn, Antje; Kraft, Andreas (Hrsg.) (2015): Fachsprache Deutsch – international und interdisziplinär. Hamburg: Verlag Dr. Kovač,  S. 31-45.


Weiterlesen: → Online-Lernplattformen als Instrument zum selbstständigen Lernen

Weiterlesen: → Schreibberatung als Fördermöglichkeit zur Vermittlung und Aneignung der Wissenschaftssprache

Weiterlesen: → Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeit