Online-Lernplattformen als Instrument zum selbstständigen Lernen

Online-Lernplattformen und Online-Angebote zum selbstständigen Lernen stellen eine sinnvolle Ergänzung zum Präsenz-Unterricht dar. Sie sorgen für Abwechslung im Lernprozess und können zugleich eine motivierende Funktion haben.
Im Folgenden werden die einzelnen Stärken und Schwächen von Online-Lernplattformen geschildert.[1]

Die Auflistung der Stärken und Schwächen wurde ursprünglich für Online-Lernplattformen zur Aneignung der Wissenschaftssprache erstellt und  basiert auf einer Kombination verschiedener Informationsquellen, und zwar Fachliteratur zur Wissenschaftssprache, Ratgeberliteratur zum wissenschaftlichen Schreiben sowie Erkenntnisse aus einer Reihe von Interviews zum Thema Wissenschaftssprache Deutsch bei internationalen Studierenden.[2]

Zu den Stärken von Online-Lernplattformen zählen u. a.:

  • Die Möglichkeit, sich die Inhalte auszusuchen, die vertieft werden sollen, je nachdem welche Inhalte auf der Lernplattform thematisiert sind.
  • Freie Auswahl des Zeitpunktes für die Arbeit auf der Lernplattform, da die Website eine 24 Stunden Verfügbarkeit hat.
  • Kein Zeitaufwand für den Weg ins Schreibberatungszentrum bzw. zum Seminarraum an der Universität.
  • Kein ‚Zwang‘, mehr Zeit an der Universität zu verbringen, als es notwendig ist. Somit entsteht bei den Studierenden das Gefühl, dass sie etwas Freiwilliges in ihrer Freizeit machen.
  • Zugang zu den Online-Angeboten an fast jedem Ort unter der Voraussetzung, dass man Internetzugang hat.
  • Der emotionale und der interkulturelle Aspekt, die weiter oben bereits erwähnt wurden. Bei dieser Fördermöglichkeit können Redeangst, Scheu sowie Angst vor dem Gesichtsverlust minimiert werden.
  • Ideenaustausch, wie etwa im Forum oder Chat, mit Kommilitonen oder mit dem Online-Tutor.
  • Die Möglichkeit, interaktive Inhalte einzubinden, z. B. Video, Audio, Spiele etc. Dies kann das Interesse der Rezipienten wesentlich erhöhen und kann sich motivationssteigernd auswirken.

Zu den Kontra-Argumenten können u. a. folgende gezählt werden:

  • Keine festen bzw. verbindlichen Termine – Dabei besteht wiederum die Gefahr der Inkonsequenz bei der Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen Arbeiten.
  • Keine Rückkopplung an Lehrende bzw. an den Unterricht.
  • Kein persönlicher Kontakt mit der Schreibberaterin bzw. dem Schreibberater oder der Tutorin bzw. dem Tutor. Möglich ist jedoch ein Online-Kontakt mit der Betreuerin oder dem Betreuer der Online-Lernplattform. Bei einigen Online-Angeboten gibt es keinen inhaltlichen Betreuer, der regelmäßig Feedback gibt. Es kann höchstens einen System-Administrator geben, der für die technische Betreuung der Website zuständig ist.
  • Fehlendes oder lediglich schriftliches Feedback, falls eine Tutorin oder ein Tutor die Lernplattform betreut.
  • Subjektive Einschätzung der eigenen Schreibprobleme durch die Nutzer der Lernplattform.

[1] Die Ausführungen zu den Pro- und Kontra-Argumenten bezüglich Online-Lernplattformen bzw. Online-Angeboten lehnen sich eng an Hartmann 2014: 287-288 an.

[2] Zum Einsatz von Online-Lernplattformen habe ich eine bedarfsanalytische Untersuchung durchgeführt (vgl. Hartmann 2014). Dabei habe ich Interviews mit Studierenden und Lehrenden am Fachgebiet DaF der Technischen Universität Berlin durchgeführt. Bei der Analyse der Interviews war festzustellen, dass die internationalen Studierenden Schwierigkeiten bei der Verwendung der Wissenschaftssprache haben. Außerdem hat die Analyse ergeben, dass sich die Problemfelder der untersuchten Zielgruppe auf verschiedene Bereiche der Wissenschaftssprache bzw. des wissenschaftlichen Arbeitens beziehen. Zusammenfassend lassen sich die festgestellten Schwierigkeiten in vier Gruppen einteilen, nämlich der wissenschaftliche Stil, die formalen Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten, die inhaltlichen Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten sowie die Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens.


Buch Graphik Quellen:

Hartmann, Daniela (2014): Die Förderung der Aneignung der akademischen Wissenschaftssprache DaF bei  internationalen Studierenden mittels einer Online-Lernplattform. Eine Bedarfsanalyse. Berlin: epubli GmbH.

Hartmann, Daniela (2015): Fördermöglichkeiten zur Vermittlung und Aneignung der Wissenschaftssprache im universitären Kontext. In: Dohrn, Antje; Kraft, Andreas (Hrsg.) (2015): Fachsprache Deutsch – international und interdisziplinär. Hamburg: Verlag Dr. Kovač,  S. 31-45.


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Weiterlesen: → Welche Elemente der Wissenschaftssprache sollten im Studium vermittelt werden?

Weiterlesen: → Vermittlung und Aneignung der Wissenschaftssprache