Zu der wissenschaftssprachlichen Kompetenz gehört, Ehlich (1995, S. 340) zufolge, nicht nur das einwandfreie Kennen des Fachwortschatzes, sondern auch die Fähigkeit zur Anwendung sprachlicher Strukturen, die die Wissenschaftssprache bzw. den Wissenschaftsstil ausmachen. Auf der einen Seite sind diese sprachlichen Erscheinungen typisch für die alltagssprachliche Kommunikation, auf der anderen Seite stellen sie ein grundlegendes Inventar von Ausdrucksmöglichkeiten für den wissenschaftlichen Informationsaustausch zur Verfügung (Ehlich 2006, S. 24-25).
Die „alltägliche Wissenschaftssprache“ (AWS) besteht aus sprachlichen Elementen, die bei dem üblichen, alltäglichen Ablauf der Forschungstätigkeiten verwendet werden und kann auch als „wissenschaftliche Alltagssprache“ bezeichnet werden (Ehlich 2000, S. 52). Der „alltäglich[e]“ Charakter der AWS drückt sich darin aus, dass viele von den in der Wissenschaftssprache gebrauchten Wörter in der alltagssprachlichen Kommunikation verwendet werden und zugleich für die Forschenden in ihrem wissenschaftlichen „Alltag“ nötig sind (Graefen/Moll 2011, S. 17).
Abbildung: Alltägliche Wissenschaftssprache (in Anlehnung an Ehlich 1993)
Sprachliche Ausdrücke der “alltäglichen Wissenschaftssprache”
Zu den sprachlichen Ausdrücken der “alltäglichen Wissenschaftssprache” zählen (in Anlehnung an Steinhoff 2007, S. 40-42, Ehlich 1993, S. 13-42, Ehlich 1999, S. 3-24, Ehlich 2000, S. 47-63):
- „einerseits … andererseits“, „nicht nur …, sondern“, „Zunächst wird der Aspekt X behandelt. Anschließend soll der Aspekt Y fokussiert werden.“
→ Organisation des Textes
- „Autor X weist darauf hin, dass …“
→ Zitieren und Verweisen auf andere Verfasser bzw. andere Veröffentlichungen
- „Ich schließe mich den Überlegungen … an und greife … Anregung auf“, „m. E.“, „weise ich auf … hin und untersuche“
→ Bezugnahme der Autorin bzw. des Autors auf sich selbst
- „im Folgenden“ (vorwiegend in „Einleitungen“ oder am Anfang der Kapitel verwendet)
→ Hinweise auf gewisse Zusammenhänge, sei es auf den Ebenen der wissenschaftlichen Kommunikation, eines wissenschaftlichen Faches oder eines gewissen Teils des Textes
- „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass …“
→ Synthese der Erkenntnisse und Ergebnisse
… Quellen:
Ehlich, Konrad (1993): Deutsch als fremde Wissenschaftssprache. In: Wierlacher, Alois et al. (Hrsg.), Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 19. München: iudicium, S. 13-42.
Ehlich, Konrad (1995): Die Lehre der deutschen Wissenschaftssprache: sprachliche Strukturen, didaktische Desiderate. In: Kretzenbacher, Heinz L.; Weinrich, Harald (Hrsg.) (1995): Linguistik der Wissenschaftssprache. Berlin/New York: de Gruyter, S. 325-351.
Ehlich, Konrad (1999): Alltägliche Wissenschaftssprache. InfoDaF 26, H.1, S. 3-24.
Ehlich, Konrad (2000): Deutsch als Wissenschaftssprache für das 21. Jahrhundert. German as a Foreign Language (GFL) 1/2000, S. 47-63. (http: //www.gfl-journal.com).
Ehlich, Konrad (2006): Mehrsprachigkeit in der Wissenschaftskommunikation – Illusion oder Notwendigkeit? In: Ehlich, Konrad;Heller, Dorothee (Hrsg.) (2006): Die Wissenschaft und ihre Sprachen. Bern [u.a.]: Lang, S. 17-38.
Graefen, Gabriele; Moll, Melanie (2011): Wissenschaftssprache Deutsch: lesen – verstehen – schreiben. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. Frankfurt am Main [u.a.]: Peter Lang.
Steinhoff, Torsten (2007): Wissenschaftliche Textkompetenz. Sprachgebrauch und Schreibentwicklung in wissenschaftlichen Texten von Studenten und Experten. Tübingen: Niemeyer, S. 40-42. (Reihe Germanistische Linguistik 280).
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