In einem früheren Blogpost bin ich der Frage nachgegangen, warum die Wissenschaftssprache im universitären Kontext vermittelt werden soll.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, was bzw. welche Bestandteile der Wissenschaftssprache vermittelt werden sollen, wenn es sich um die Aneignung der Wissenschaftssprache im universitären Kontext handelt.
Erstens sollen die Studierenden mit den linguistischen Merkmalen der Wissenschaftssprache vertraut gemacht werden. Damit werden hier die linguistischen Eigenschaften der Fachsprachen gemeint, die auch auf die Wissenschaftssprache zutreffen.
Dabei rücken vor allem die morphosyntaktischen Eigenschaften in den Vordergrund, wie zum Beispiel die Präferenz für das Präsens, die 3. Person, den Indikativ, Aussagesätze, hohe Anzahl von Nominalisierungen, Komposita, Funktionsverbgefüge, Passivkonstruktionen, Infinitiv- und Reflexivkonstruktionen sowie Kondensierungsmöglichkeiten wie etwa Genitiverweiterungen, Aufzählungen, erweiterte Attribute, Parenthesen, Präpositionalkonstruktionen etc.[1]
Neben den morphosyntaktischen Merkmalen soll auch der wissenschaftliche Wortschatz thematisiert werden. Dabei ist es sinnvoll, dass sich die Studierenden mit den Elementen der sogenannten ‚alltäglichen Wissenschaftssprache‘ auseinandersetzen.
Die „alltägliche[…] Wissenschaftssprache“ (AWS) besteht demnach aus sprachlichen Elementen, die bei dem üblichen, alltäglichen Ablauf der Forschungstätigkeiten verwendet werden, und kann auch als „wissenschaftliche Alltagssprache“ bezeichnet werden (Ehlich 2000: 52).
Schließlich sollen die inhaltlichen und formalen Anforderungen an wissenschaftliche Texte vermittelt werden. Zu den inhaltlichen Anforderungen zählen beispielsweise die Textkohärenz, d. h. der ‚rote Faden‘ der Arbeit sowie der Adressatenbezug.[2]
Zu den formalen Anforderungen zählen u. a. die Zitierkonventionen, das Layout, die Gliederung und der Aufbau der Arbeit insbesondere unter Berücksichtigung der Bestandteile einer wissenschaftlichen Arbeit wie etwa Titelblatt, Inhaltsverzeichnis, Einleitung, Hauptteil, Schluss, Quellenverzeichnis, Anhang etc.[3]
[1] Vgl. u. a. Roelcke 2010: 78-90 sowie Fluck 2001: 551-560.
[2] Vgl. Hartmann 2014: 189-202 sowie Andermann, Drees und Grätz 2006: 78-81.
[3] Vgl. u. a. Andermann, Drees und Grätz 2006: 77-78, 84-107, Kruse 2007: 77-81, Niederhauser 2011: 6-7 sowie Hartmann 2014: 202-245.
Quellen:
Andermann, Ulrich/Drees, Martin/Grätz, Frank (2006): Duden. Wie verfasst man wissenschaftliche Arbeiten? Ein Leitfaden für das Studium und die Promotion. 3. völlig neu erarb. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut.
Ehlich, Konrad (2000): „Deutsch als Wissenschaftssprache für das 21. Jahrhundert“. In: German as a Foreign Language (GFL), 2000, 1: 47-63. URL: http://www.gfl-journal.de/1-2000/ehlich.pdf. (Abfrage: 22.07.2014).
Fluck, Hans-Rüdiger (2001): „Naturwissenschaftliche und technische Fachtexte“. In: Helbig, Gerhard/Götze, Lutz/Krumm, Hans-Jürgen (Hg.): Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch. Bd. 1. (HSK 19.1). Berlin u.a.: de Gruyter: 549-565.
Hartmann, Daniela (2014): Die Förderung der Aneignung der akademischen Wissenschaftssprache DaF bei internationalen Studierenden mittels einer Online-Lernplattform. Eine Bedarfsanalyse. Berlin: epubli GmbH.
Kruse, Otto (2007): Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. 12., völlig neu bearb. Aufl. Frankfurt u.a.: Campus.
Niederhauser, Jürg (2011): Duden Praxis kompakt. Die schriftliche Arbeit. Mannheim: Bibliographisches Institut.
Roelcke, Thorsten (2010): Fachsprachen. 3., neu bearb. Aufl. Berlin: Erich Schmidt.
Weiterlesen: → Vermittlung der Wissenschaftssprache im universitären Kontext
Weiterlesen: → Wissenschaftliches Arbeiten fördern: Einführungsveranstaltungen an Universitäten
Weiterlesen: → Vermittlung der Wissenschaftssprache im universitären Kontext: Schreibberatung